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60 Jahre Nürtinger Kammerorchester
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Die Jahre 1948 - 2008

xdown.gif 1948 - 1951 Ernst Roth
xdown.gif 1951 - 1962 Othmar Federmutz
xdown.gif 1964 - 1968 Werner Stiefel
xdown.gif 1969 - 1999 Fritz Roth
xdown.gif 1999 - 2004 Andreas Kraft
xdown.gif 2004 - heute Walter Schuster
xdown.gif Jubiläumskonzert

Mit Serenaden unterm Lindenbaum fing es an

von Klaus Fischer

Das Nürtinger Kammerorchester feiert sein 60-jähriges Bestehen mit einem glanzvollen Jubiläumskonzert, bei dem zwei herrliche Werke der klassischen Musik zur Aufführung kommen: Derek Bourgeois, Konzert für Posaune und Orchester, op. 114 und Johannes Brahms, Sinfonie Nr. 4, e-Moll, op.98. Andreas Kraft, der das Nürtinger Kammerorchester von 1999 bis 2004 leitete, tritt als Solist mit der Posaune auf.

1948 - 1951

In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg waren es Lehrer und Studenten des Nürtinger Lehrerseminars, die durch die Aufführung von Oratorien und durch sommerliche Serenadenabende unter der Linde im Innenhof des Seminars, der heutigen Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in der Neckarsteige, viel zum musikalischen Leben Nürtingens beigetragen haben.

Nach der Auflösung des Lehrerseminars bildeten diese Musiker das Fundament für das im Jahre 1948 neu gegründete Nürtinger Kammerorchester. Der "Initiator" der Serenadenabende unter der Linde, der Seminar-Musiklehrer Ernst Roth, war dann auch der erste Dirigent von 1948 bis 1951. Er war der Vater des vielen bekannten langjährigen Dirigenten Fritz Roth, der damals schon selbst mitspielte.

1951 - 1962

Von 1951 bis 1962 wurde das Orchester von Othmar Federmutz geleitet. Im Musiksaal der Ersbergschule, in der Stadtkirche, im Seminarhof der Landbauschule unter der Linde, im Garten des damaligen Krankenhauses und ab 1956 im Konzertsaal der neu fertig gestellten Nürtinger Stadthalle wurden Serenaden und weihnachtliche Konzerte aufgeführt. Ab 1953 übernahm der städtische Kulturausschuss die Schirmherrschaft über das Kammerorchester. Zahlreiche junge Instrumentalisten, die später Berufsmusiker mit Rang und Namen wurden, traten damals solistisch auf. Diese Praxis, jungen Künstlern eine Plattform für solistische Auftritte zu bieten, setzt das Nürtinger Kammerorchester bis heute fort. Othmar Federmutz wurde Chefdirigent des Göttinger Sinfonieorchesters und verabschiedete sich 1962 vom Nürtinger Kammerorchester.

1964 - 1968


In den Jahren 1964 bis 1968 leitete Werner Stiefel das Orchester und setzte die Reihe regelmäßiger Konzerte fort. Ihn zog es 1968 nach Baden-Baden, doch zuvor sorgte er für einen Nachfolger und bewies bei seiner Wahl besonderes Gespür.

1969 - 1999

Der junge Musiklehrer Fritz Roth aus Stuttgart, unter dessen Vater 1948 das Orchester gegründet worden war, fand bereits nach der ersten Probe mit dem Orchester einhellige Zustimmung und war damit dessen künstlerischer Leiter bis 1999. In den bald 30 Jahren seines Wirkens erreichte er eine kontinuierliche Steigerung der Ansprüche an die Orchesterliteratur. Und umgekehrt wiederum stellte diese Musik große Herausforderungen an das musikalische Können jedes Einzelnen.

Diese Wechselwirkung befähigte das Orchester zu beachtlichen Aufführungen von klassischer, romantischer und moderner Musik. Seitdem gibt das Nürtinger Kammerorchester jedes Jahr zwei Konzerte: ein sinfonisches Konzert im Winter und eine Serenadenmusik im Sommer. Zusätzlich wird die Gedenkfeier zum Volkstrauertag mit Musik des Nürtinger Kammerorchesters gestaltet. Fritz Roth bat nach dem Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen auf eigenen Wunsch zum Bedauern aller um seinen Abschied.

1999 - 2004

Das Nürtinger Kammerorchester hatte immer eine glückliche Hand bei der Wahl seiner Dirigenten, haben sie doch neben großem musikalischem Erfolg ein ganz besonders harmonisches Liebhaberorchester von hohem Niveau und einem einmaligen "Orchesterklima" geformt. Andreas Kraft trat 1999 die Nachfolge von Fritz Roth an und dirigierte das Orchester bis 2004. Er hat in glänzender und sympathischer Weise den Dirigentenstab übernommen und das Orchester zu weiteren Höchstleistungen auf musikalischem Gebiet geführt. Der sehr guten und überall bewunderten Orchesterarbeit von Fritz Roth setzte er weitere Glanzpunkte auf, bis er sich 2004 vom Orchester verabschiedete, um sich ganz seiner Professur in Würzburg widmen zu können.

2004 - heute

Durch eine glückliche Fügung konnte der Dirigentenstab an den in Nürtingen und Umgebung sehr bekannten Walter Schuster weitergegeben werden, der sich in der Nürtinger Musikszene insbesondere durch sein Engagement als Dirigent des Symphonieorchesters des Hölderlin-Gymnasiums einen glänzenden Ruf erworben hat und nun das Nürtinger Kammerorchester seit 2004 mit weiterhin steigendem musikalischen Erfolg leitet.

Renommierter Posaunist

Für das Jubiläumskonzert am Sonntag, 24. Februar, um 19 Uhr im Festsaal der Rudolf-Steiner-Schule hat das Nürtinger Kammerorchester unter Walter Schusters Leitung herausragende Werke ausgesucht. Beim Konzert für Posaune und Orchester op. 114 von Derek Bourgeois übernimmt Andreas Kraft den Solopart. Er kehrt sozusagen für einen Abend zu seinem Kammerorchester zurück.
Andreas Kraft wurde 1961 in Berlin geboren. Im Jahr 1980 begann er das Studium der Posaune an der Berliner Hochschule der Künste bei Professor Johann Doms, gleichzeitig wurde er in die Karajan-Akademie des Berliner Philharmonischen Orchesters aufgenommen. Bereits ein Jahr später engagierte ihn das Radio-Sinfonieorchester des SWR als Soloposaunisten.
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Neben dieser Tätigkeit widmete sich Andreas Kraft schon früh der pädagogischen Arbeit mit dem musikalischen Nachwuchs. Es folgten Einladungen als Dozent bei der Jungen Kammerphilharmonie Baden-Württemberg, beim Landesjugendorchester Baden-Württemberg, dem Bundesjugendorchester und der Jungen Deutschen Philharmonie. Weitere Zusammenarbeit entstand mit der Villa Musica, dem Schleswig-Holstein-Festival und der German Brass Academy Krefeld. Wie schon erwähnt, leitete Andreas Kraft von 1999 bis 2004 das Nürtinger Kammerorchester, auch die Junge Süddeutsche Philharmonie Esslingen wählte ihn zu ihrem künstlerischen Leiter. Im Herbst 2002 erhielt Andreas Kraft eine ordentliche Professur im Fach Posaune an der Musikhochschule Würzburg. Seit 1990 ist Andreas Kraft Mitglied des Orchesters der Bayreuther Festspiele.

Jubiläumsprogramm

Das Konzert für Posaune und Orchester Op. 114 von Derek Bourgeois entstand im Jahre 1988. Bourgeois, im Jahre 1941 in England geboren, komponierte seit 1958 insgesamt 81 Orchesterwerke, davon 38 Symphonien und 17 Konzerte, zwei Opern und ein Musical. Er beschäftigt sich aber auch mit Kammermusik und mit Werken für reines Blasorchester. Das von Andreas Kraft vorgetragene Werk bietet die volle Palette möglicher Posaunenklänge von kraftvoller Rauheit bis zu zarter Besinnlichkeit und wird dem Publikum die Vielfältigkeit dieses Instruments vorstellen.

Als zweites Werk führt das Kammerorchester an diesem Abend die Symphonie Nr. 4 in e-Moll op. 98 von Johannes Brahms auf. Die Uraufführung dieser letzten Sinfonie aus der Feder von Johannes Brahms war im Jahre 1885. Der mit Brahms befreundete Geiger Joseph Joachim charakterisierte das Werk wie folgt:

"Wir haben nun Deine herrliche Schöpfung heute in der Generalprobe durchgespielt. Sie hat sich mir und dem Orchester immer tiefer in die Seele gesenkt. Der nahezu packende Zug des Ganzen, die Dichtigkeit der Erfindung, das wunderbar verschlungene Wachstum der Motive noch mehr als der Reichtum und die Schönheit einzelner Stellen, haben mir's geradezu angetan, so dass ich fast glaube, die e-moll ist mein Liebling unter den vier Sinfonien" .

Im Gesamtwerk von Brahms steht seine "Vierte" als herausragendes Sinnbild irdischer Vergänglichkeit. Dem Publikum wird am 24. Februar ein anspruchsvolles und jubiläumsreifes Programm geboten.




Programm-Stand: 02.04.2023 17:59
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